Ruin
Axensprung Theater

Ein Schauspiel über den Niedergang unserer ersten deutschen Demokratie

Mit: Oliver Hermann, Angelina Kamp, Mignon Remé, Erik Schäffler, Markus Voigt

Regie: Erik Schäffler / Musik: Markus Voigt / Projektion: Oliver Hermann / Kostüm: Frauke Volkmann / Text: Erik Schäffler & Ensemble

Premiere: 6. Juni 2023 19.30 Uhr

 

„Nach ,Gier´ und ,Vulkan´ hat die freie Gruppe mit der Uraufführung von „Ruin“ ihre Weimar-Trilogie abgeschlossen. (…) Eigens komponierte Lieder und Toncallagen von Markus Voigt bereichern und untermalen das von Gruppen-Mitbegründer Erik Schäffler inszenierte Schauspiel. (…) Es kombiniert in typischer Axensprung-Manier wichtige zeitgeschichtliche Themen mit fiktiven persönlichen Geschichten. (…) Das von der Landeszentrale für politische Bildung finanzierte Projekt steht mit der Beschreibung der Jahre bis 1933 indes für sich und bietet viel mehr als theatralen Geschichtsunterricht.“

– Stefan Reckziegel, 8.6.2023 (zur ganzen Kritik im Hamburger Abendblatt)

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In RUIN, dem dritten und in sich abgeschlossenen letzten Teil unserer WEIMAR-TRILOGIE, folgen wir unseren durchgehenden fiktiven und den historischen Figuren in das Ende der Weimarer Republik (1929-1933), die geprägt war von der Weltwirtschaftskrise und damit einer tiefen wirtschaftlichen und sozialen Not.

Die Menschen litten unter dem Zusammenbruch der politischen Stabilität mit Straßenschlachten und Toten, dem verzweifelten Kampf der Republik um ihre Existenz bis hin zum Aufstieg der Nationalsozialisten.

Parteien mit simplen Botschaften und klaren Feindbildern erhielten großen Zulauf. Ein immer größerer Teil der Bevölkerung suchte sein Glück und seine Identität in radikalen und absurden Heilsversprechen, vor allem denen der Nationalsozialisten.

Die politische Gewalt zwischen den extremistischen Kräften untereinander, mit der Polizei und dem Republikschutzverband eskalierte Anfang der 1930er Jahre in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. Die Zahl der Schwerverletzten und Toten stieg unaufhörlich. 

Falschmeldungen und Propaganda („Fake News“) überdeckten und verfälschten zunehmend den differenzierten Blick auf die Wirklichkeit. Einfache und weltverschwörerische Erklärungen für brennende Probleme wurden stellvertretend geglaubt. Insbesondere die Nationalsozialisten waren Meister der Propaganda und nutzten moderne Kommunikationstechniken virtuos für die Meinungsmanipulation.

Dabei hatte sich die erste gesamtdeutsche Demokratie bis dahin gut gehalten: Nach überstandenen Umsturzversuchen von rechts wie links war es Außenminister Gustav Stresemann gelungen, das zutiefst verachtete und gedemütigte Nachkriegs-Deutschland in den Völkerbund einzubinden und die Anerkennung und den Respekt aller europäischen Nachbarn zu gewinnen. Die häufig als „Golden” bezeichneten Jahre 1924-1929 schufen eine Zeit immenser Freiheiten und wissenschaftlicher und künstlerischer Leistungen.

Dass diese Freiheit allerdings – damals wie heute – aktiv bewahrt werden muss, und nur innerhalb einer europäischen Einbindung möglich ist, erfahren die Protagonisten in unseren Theaterstücken hautnah.

Axensprung Teamfoto RUIN

LUCY LEWIN feiert während der Krisenjahre den Höhepunkt ihrer Karriere als Fotografin im Himmel über Hamburg, bis sie wegen der Aufdeckung von Militärgeheimnissen und vor allem als Jüdin jäh in die Hölle stürzt.

KARL-OTTO „KARLO“ RETTMANN, Musiker und notorischer Durchschnorrer verschließt seine Ohren nicht vor der Nazipropaganda und bekommt vom NSDAP-Gauleiter in Hamburg – der einen Narren an ihm gefressen hat – ein Angebot, das er kaum ablehnen kann.

MARTHA KNIES hat sich jahrelang für Frauenrechte und Gleichheit aufgerieben und muss in der Krise mit ansehen, wie ihre Kinder den gegenteiligen Werten folgen. Zudem taucht plötzlich ihr Ex-Mann 

RUDI KNIES wieder auf. Der ehemalige Freikorpskämpfer und Politmörder ist nun SA-Obersturmbannführer und kommt mit einer seltsamen Bitte.

PAUL SCHÄTZING kann den Vormarsch und die eskalierende Gewalt der radikalen Parteien KPD und NSDAP nicht mehr ertragen. Er engagiert sich für die stärkste Massenorganisation der Weimarer Republik, das Reichsbanner. Als dieses aufgrund des strikten Waffenverbotes durch die demokratischen Parteien hilflos der Machtübernahme Hitlers zusehen muss, wird ihm klar: er muss selbst zum Gewalttäter werden…

Wir erzählen Geschichte über Geschichten nacherlebbarer Charaktere. Da wir stets einen Bezug zu unserer Heimatstadt Hamburg herstellen, beschreiben wir in RUIN auch den Aufstieg von

KARL KAUFMANN, eines unscheinbaren Mannes aus unsicheren Verhältnissen, der von Josef Goebbels als NS-Gauleiter für Hamburg eingesetzt wurde, um „einen schönen Stall auszumisten“. 

Hamburg galt bis 1929 als „linkes Nest“. Kaufmann nimmt diese seine „letzte Bewährungsprobe“ sehr ernst. Später wird er verantwortlich sein für die Enteignung und Deportation tausender Hamburgischer Juden.

“RUIN – Weimar, die geschasste Republik” wurde ermöglicht durch die Unterstützung des Fonds Darstellende Künste und der Landeszentrale für Politische Bildung Hamburg.

Damit ist die WEIMAR-TRILOGIE abgeschlossen.

Hamburg-LogoNeustart KulturLandeszentrale für politische Bildung

Alle drei Teile werden auf Initiative der Landeszentrale für Politische Bildung Hamburg vom 17. September bis 2. Oktober 2023 im Rahmen der Feierlichkeiten zum “Tag der Deutschen Einheit” in Hamburg abends und vormittags als Angebot für Schulen gezeigt.